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Demokratie-Erklärung

Demokratie-Erklärung
zum 80. Jahrestag der Befreiung durch die Alliierten und des Endes des Zweiten Weltkrieges am 8. Mai 1945

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Einstimmiger Beschluss der Mitgliederversammlung des Löwenstein-Forschungsvereins e.V. am 2. April 2025 im Alten Rathaus Mössingen

Als Löwenstein-Forschungsverein e.V. treten wir für die Verwirklichung der Menschen- und Bürgerrechte ein. Die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ der Vereinten Nationen unterstreicht:

„Alle Menschen verfügen von Geburt an über die gleichen, unveräußerlichen Rechte und Grundfreiheiten.“

Wir sehen uns der „Charta der Grundrechte der europäischen Union“ verpflichtet, in der es heißt:

„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie ist zu achten und zu schützen.“

Unsere Arbeit für Respekt, Würde, Toleranz, Zusammenhalt, Achtsamkeit, Vielfalt, interreligiösen Dialog und Solidarität fußt auf den Kernaussagen des Grundgesetzes als Verfassungsbestimmung:

„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt. Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.“

  • Wir verteidigen die verfassungsrechtlichen Grundprinzipien der Demokratie, der Bürgerrechte, der Gewaltenteilung, des Rechtsstaates, der Gleichberechtigung und des Minderheitenschutzes.
  • Wir widersprechen jedweden Formen des Antisemitismus, des Rassismus, des Nationalismus, des Radikalismus und der menschenverachtenden Diskriminierung. Für jeden Menschen gelten die universellen Menschenrechte.
  • Die Sicherung und die Verteidigung unserer Demokratie für eine menschliche Zukunft benötigen die Erinnerung an unsere Geschichte. Wer Zukunft demokratisch gestalten will, muss die Vergangenheit kennen. Erinnerung bedarf der Aufarbeitung und Reflexion. Erinnerungskultur stärkt Demokratie.
  • Als Löwenstein-Forschungsverein e.V. setzen wir uns für eine öffentliche Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus ein. Wir scheuen keineswegs auch kontroverse Diskussionen, um wahrheitsverzerrende oder gar falsch wiedergebende Deutungen zu entkräften. Dabei stehen für uns die antisemitischen Verbrechen gegen die Familie Löwenstein und gegen die Löwenstein’sche Pausa (1919-1936) sowie gegen deren Belegschaft im Vordergrund.
  • Aus unseren Erfahrungen der Aufklärungsarbeit leiten wir die Unterscheidung zwischen den Erinnerungen der Nachkommen der NS-Täter-Generationen und den Erinnerungen der Nachkommen der Opfer-Generationen ab. Die Sprache der Erinnerungen bedarf besonderer Achtsamkeit, um das respektvolle Gespräch mit jenen zu ermöglichen, die unter dem NS-Unrecht und seinen Folgen gelitten haben und zum Teil noch immer leiden. Unsere Arbeit will den Dialog zwischen den beiden Gruppen von Nachkommen ermutigen und fördern.
  • Die Stadtgeschichte Mössingens spiegelt unterschiedliche, ungleichzeitige Perspektiven. Nach einer Zeit der Verdrängung und der Verleugnung historischer Abläufe hat ein öffentliches Erinnern begonnen. Unsere bürgerschaftliche und ehrenamtliche Vereinsarbeit will notwendige Akzente in dieses öffentliche Erinnern einbringen.
  • Wir sind uns bewusst, dass die Auseinandersetzung mit dem nationalsozialistischen Unrecht manchmal schwerfällt. Wenn Nachkommen von Tätern sich mit damaligen Ereignissen konfrontiert sehen, wenn Nachkommen von Opfern sich erneut mit Leid befassen, kann es bei beiden zu schmerzhaften Traumatisierungen kommen. Erinnerungsarbeit ist politische, familiäre und auch seelische Arbeit. Daher gründet gute Erinnerungskultur auf Respekt, Achtsamkeit und Empathie — über Differenzen hinweg. Erinnerungskultur braucht Zeit und einen langen Atem.
  • Achtzig Jahre nach der Befreiung vom Nationalsozialismus und dem Ende des Zweiten Weltkrieges betonen wir die weiter andauernde Notwendigkeit offener, öffentlicher Erinnerungsdialoge in unserer Stadtgesellschaft. Ein ehrliches Nachdenken über die Vergangenheit schafft die Grundlagen für ein zukunftsweisendes, sich stetig entwickelndes Nachdenken über Demokratie und Menschenrechte und eröffnet neue Perspektiven in Bezug auf eine demokratisch-vielfältige Stadtentwicklung in europäischem Kontext.

Für die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte als Baustein unserer Zukunft.

Für die weitere Erforschung und Verbreitung der Geschichte der Familie Löwenstein sowie für die Wertschätzung der Leistungen der Löwenstein’schen Pausa und deren Belegschaft.

Für eine lebendige Erinnerungskultur in einer demokratischen Stadtgesellschaft.

Für Menschen- und Bürgerrechte — Für die Verteidigung der Demokratie.

Gegen Antisemitismus und Rassismus — Gegen Radikalismus und Nationalismus.